NM Future Lap: Ki mit Stefan Seegerer
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Menschen vernetzen

Kann Künstliche Intelligenz Messe machen?

KI-Experte Stefan Seegerer gab beim ersten „NM Future Lab“ interessante Einblicke zum aktuellen Stand der Entwicklung. Mit Kolleginnen und Kollegen der NürnbergMesse diskutierte er, wie sich die Messegesellschaft auf den Einsatz von KI vorbereiten kann.

Messe ist „People´s Business“. Welchen Beitrag kann da Künstliche Intelligenz leisten? Diese Frage diskutierten beim ersten „NM Future Lab“ Kolleginnen und Kollegen der NürnbergMesse mit dem KI-Experten Stefan Seegerer. Der Informatiker sieht seine Arbeit an der Schnittstell zwischen Mensch und Computer: Als Informatiker ist er fasziniert von technologischen Entwicklungen. In seiner Rolle als „Education Lead“ beim Quantencomputer-Hersteller IQM erklärt er Menschen u.a., wie Quantencomputer lernen. Für seine Beiträge zur informatischen Bildung wurde er mit Preisen ausgezeichnet.

Stefan, der Bundesarbeitsminister geht davon aus, dass es bis 2025 keinen Job mehr gibt, bei dem Künstliche Intelligenz nicht zum Einsatz kommt. Wie siehst du das?

Es ist schwer vorherzusehen, wie Technologie in zehn oder zwanzig Jahren aussehen wird. Aber wir sehen ja schon heute, dass bei vielen Jobs am Computer KI eine große Rolle spielt – ohne, dass wir sie als solche wahrnehmen. In meinen Vorträgen und Workshops bringen ich gerne Beispiele wie Spamfilter, optische Zeichenerkennung (OCR) oder sogar das Navigationsgerät im Auto. Galten diese früher noch als KI-Anwendungen, nimmt sie heute kaum noch jemand als solche wahr.

NürnbergMesse in der KI-Werkstatt

Employees of NürnbergMesse were able to participate in the first "NM Future Lab" on site and digitally.

In deinem Job vermittelst du Wissen über KI, Informatik und Quantencomputing.  Du gibst Workshops und engagierst dich auch in der Schulbildung. Welche Kernbotschaften willst du dabei vermitteln?

Ob in meinen Workshops, im Informatik-Schulbuch oder beim Vortrag bei der NürnbergMesse, ich will den Menschen das Grundverständnis vermitteln, wie KI funktioniert. Dabei geht es weniger um das Anwenden konkreter Modelle wie in Chat GPT oder Midjourney – diese ändern sich sowieso ständig. Ich möchte Menschen erklären, wie eine Maschine lernt. Dazu gibt es verschiedene Modelle – überwacht, unüberwacht oder verstärkend. Diese Grundideen haben sich seit 70 Jahren kaum verändert. Auch neuronale Netze sind seit Langem bekannt. Wenn man diese Ideen versteht, kann man auch in eine sinnvolle Diskussion über die gesellschaftliche Dimension der KI gehen.

Wird die Künstliche Intelligenz Jobs gefährden?

Diese Ängste sehe ich kaum. Wenige, sehr spezifische Tätigkeitsprofile könnten in Zukunft durch die KI ersetzt werden. Das sehe ich aber eher als Ausnahme. Die meisten unserer Jobs haben breite Tätigkeitsfelder. Gerade bei den typischen Schreibtisch-Jobs hat KI ein enormes Potenzial, uns bei der Arbeit zu entlasten – Protokollschreiben oder Akten heraussuchen sind klassische Beispiele. Tätigkeiten, die wir als repetitiv oder anstrengend wahrnehmen, kann in Zukunft die KI übernehmen und somit eine Assistenz für uns sein. Aber auch bei kreativen Aufgaben wie dem Brainstorming kann die KI uns unterstützen. Auf diese Weise können wir den Fokus auf den Kern unserer Arbeit legen und produktiver sein.

Seegerer Future Lab KI

Beim "NM Future Lab" diskutierte Stefan Seegerer mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der NürnbergMesse über Chancen der KI.

Was bringt die Zukunft? Wo wird es KI in der Arbeitswelt geben?

Wir werden KI weniger als solche wahrnehmen, sie wird für uns normal werden und weniger magisch erscheinen als heute. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir in vielen Bereichen erkennen können, wo die Entwicklung hingeht.
Unklarer ist der Ausblick auf die Bereiche der physischen Arbeit, wie die Pflege oder Landwirtschaft, wo Roboter zum Einsatz kommen könnten. Der Bedarf ist in diesen Bereichen auf jeden Fall da, denn die Arbeitskräfte werden nicht mehr. Beispielsweise hat Japan KI in seiner Strategie für den Pflegebereich verankert. Roboter könnten auch hier dem Menschen einfachere Aufgaben abnehmen, sodass sich die Pflegekraft auf die soziale Interaktion mit dem Patienten fokussieren könnte. Auch die medizinische Beratung könnte beispielsweise von der KI unterstützt werden, indem sie erste Infos abfragt und die Patienten an eine zentrale Leitstelle weitergibt, um das System zu entlasten.

Wie reagieren Menschen in deinen Workshops auf KI?

Ich spüre, dass das Verständnis für KI und das Bewusstsein für ihr Potenzial zunimmt. Vor fünf Jahren wurde noch über einzelne Modelle mit einem kleinen Anwendungsbereich diskutiert. Heute ist die Betrachtung breiter und es werden Chancen in der Kombination von verschiedenen Anwendungen erkannt. Ich glaube, dass ich auch eine stärkere Begeisterung wahrnehme und die Skepsis gegenüber KI sinkt.

Maximilian Hensel
Online-Redaktion // Pressereferent Unternehmenskommunikation
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