„Jump“ heißt das Programm, mit dem die NürnbergMesse seit 2016 mehr weibliche Führungskräfte im Unternehmen etablieren will und damit zur Geschlechtergleichstellung beiträgt. Dies gelingt mit Erfolg: Seit Programmstart stieg der Anteil weiblicher Führungskräfte um 66 Prozent. Im vergangenen Jahr startete der dritte Jump-Jahrgang. Wie das Programm Mitarbeiterinnen dabei unterstützt, Geschlechtergräben zu überspringen, erzählen die aktuellen Teilnehmerinnen.
Liebe Kolleginnen, ihr seid Teil der dritten Runde des Jump-Programms. Wie seid ihr dazu gekommen?
Martina: Um an Jump teilzunehmen, muss man sich für das Programm mit einem Motivationsschreiben und Lebenslauf bewerben. Die eigenen Beweggründe und Entwicklungsziele sollten darin dargestellt werden und warum man mehr Verantwortung übernehmen möchte. Die Teilnehmerzahl ist jedes Jahr auf sechs oder sieben begrenzt. Für unseren Jahrgang haben sich rund 25 Kolleginnen beworben. Eine Jury, bestehend aus Mitarbeiterinnen der Personalabteilung, des Betriebsrates und der Geschäftsleitung wählt die Kandidatinnen aus.
Was war für euch der Auslöser, sich für Jump zu bewerben?
Hannah: Ehrlich gesagt, habe ich mich schon zum zweiten Mal beworben. Beim ersten Mal hat es nicht geklappt, weil andere Bewerberinnen einfach mehr Erfahrung hatten. Aber die Personalabteilung hat mich zum zweiten Versuch bestärkt.
Madlen: Mir ging es ähnlich! Ich kannte das Projekt bereits und freute mich auf die dritte Runde von Jump! Als ich hörte, dass es wieder losgeht, habe ich mich sofort beworben.
Jasmin: Als ich ganz frisch bei der 'NM' angefangen hatte, startete gerade die Bewerbungsphase für den allerersten Jahrgang. Damals erfüllte ich die Kriterien noch nicht. Dieses Mal hat alles gepasst und mein Chef hat mich von Anfang an unterstützt.
Martina: Ich habe das Programm über eine enge Kollegin kennengelernt, die es bereits durchlaufen hat. Daher wusste ich sehr genau, welche Inhalte auf mich zukommen. Auch privat hat es jetzt gepasst: Meine Tochter ist 15 Jahre alt und ich habe den Freiraum, mich weiteren Herausforderungen zu stellen.
Teresa: Bei mir ging das ganz schnell! Ich bin erst im Januar bei der NürnbergMesse eingestiegen und habe im Intranet vom Programm gelesen. Erst hatte ich Bedenken, ob ich mich wegen meiner kurzen Unternehmenszugehörigkeit überhaupt bewerben sollte. Doch mein Chef hat mich darin bestärkt.
Ein Durchgang von Jump dauert genau ein Jahr. Wie ging es los?
Teresa: Der Start war eine Info-Veranstaltung für alle interessierten Mitarbeiterinnen. Dabei haben wir mehr Einblick in die Programminhalte bekommen und konnten uns im Anschluss bewerben. Über das positive Feedback zu meiner Bewerbung habe ich mich natürlich riesig gefreut. Mit der Zusage haben wir dann auch unsere Mentorin genannt bekommen, die uns während „Jump“ zur Seite steht.
Wer sind die Mentorinnen und was ist ihre Aufgabe?
Martina: Die Mentorinnen sind Kolleginnen der NürnbergMesse, die bereits Führungsaufgaben ausführen. Nach der Zusage zum Programm haben wir uns mit den Mentorinnen ausgetauscht und erste Entwicklungsfelder definiert. Sie sind auch Ansprechpartnerin und unterstützen bei Fragen zum Programm, aber auch zum Arbeitsalltag.
Aus welchen Bestandteilen besteht Jump?
Hannah: Jump besteht zum einen aus Seminarblöcke mit einem externen Partner. Dabei geht es um Themen wie Führungsstile, Entscheidungsfindung, Persönlichkeitstypen, Umgang mit Konflikten und Kommunikation oder auch effizientes Arbeiten. Zum anderen gibt es das Mentoring, bei der wir im Tagesgeschäft von unserer Mentorin begleitet wurden, Tipps und Ratschläge erhielten und gemeinsam mit ihr das eigene Verhalten reflektierten.
Unterstützt Jump auch bei der Vernetzung?
Madlen: Die anderen Jahrgänge – vor Corona – haben sich regelmäßig getroffen, zum Beispiel im Biergarten. Weil das aktuell nicht geht, haben wir uns vor Kurzem alle online gesehen. Beim digitalen Kaminabend haben sich alle ehemaligen Jump-Teilnehmerinnen und Mentorinnen kennengelernt und ausgetauscht. Es liegt aber natürlich auch viel in der Eigeninitiative jeder einzelnen Teilnehmerin, wie man sich untereinander vernetzt.
Daniela: Genau das wurde mir durch Jump noch einmal mehr bewusst. Es ist so wichtig, sich ganz gezielt zu vernetzen und auszutauschen. Durch das Netzwerk merke ich, dass viele von uns dieselben Themen beschäftigen. Durch den Austausch habe ich gelernt, andere Perspektive einzunehmen und neue Denkansätze zu verfolgen.
Nach einem Jahr in Jump nähert sich nun der Abschluss. Was steht euch bevor?
Martina: Genau deswegen, sind wir gerade alle etwas nervös. Zum Abschluss des Programms dürfen wir uns und unsere Entwicklung während des Programm in zehn Minuten vor allen Teilnehmerinnen, den Mentorinnen und der Geschäftsführung präsentieren. Dabei soll es darum gehen, wie uns Jump weitergebracht und verändert hat.
Daniela: Nach der Präsentation geht es dann natürlich weiter. All das, was wir durch Jump gelernt haben, gilt es, in unseren Arbeitsalltag zu integrieren. Immer wieder neue Methoden zu nutzen. Wir sollten uns immer vor Augen führen, was wir in dieser Zeit schon erreicht haben und daran weiter arbeiten. Unsere Entwicklung endet ja nun nicht – sie fängt erst richtig an!
Was waren für euch die wichtigsten Erkenntnisse?
Madlen: Ich habe mich viel mit meinem eigenen Weg auseinandergesetzt und wo ich mich in Zukunft sehe. Was möchte ich erreichen und was sind meine Entwicklungsfelder? Mit meiner Mentorin habe ich dann an dieser Entwicklung gearbeitet.
Jasmin: Mir hat es geholfen, in der neuen Rolle als Senior Managerin gut anzukommen, weil es mir wichtige Denkanstöße zur Rolle und zu meinem Verhalten gegeben hat. Jump hat auf jeden Fall die Perspektive in die richtige Richtung gelenkt!
Martina: Ich habe mich viel mit meinen vermeintlichen Schwächen und Entwicklungsfeldern beschäftigt. An was möchte ich arbeiten und was möchte ich verändern? Dazu gehört aber auch die Erkenntnis, dass ich manche vermeintlichen Schwächen nicht verändern kann ohne mich zu verbiegen. Und dass diese mich vielleicht gerade als Person ausmachen.
Teresa: Seit Jump hinterfrage ich mein Verhalten noch stärker und gehe vieles strategischer an. Vorher habe ich einfach gemacht – jetzt überlege ich genauer, wie ich Projekte angehe, Sachverhalte besser kommuniziere und welchen Einfluss mein Verhalten in verschiedenen Situationen hat.
Hannah: Das ist auch für mich die größte Veränderung, dass ich im Arbeitsalltag viel mehr reflektiere. Oft spürt man, wenn Situationen nicht so klappen. Jetzt hinterfrage ich sie auch: Was könnte ich in Zukunft besser angehen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen?
Inwiefern trägt Jump zur Gleichberechtigung bei?
Hannah: Unser Unternehmen ist ja insgesamt sehr weiblich. Daher finde ich es toll, dass die NürnbergMesse mit Projekten wie Jump die vielen, talentierten Mitarbeiterinnen unterstützt, damit auch der Anteil weiblicher Führungskräfte weiter zunimmt.
Teresa: Unabhängig von den Programm-Inhalten bringt einen Jump jede Menge Sichtbarkeit. Kolleginnen und Kollegen nehmen wahr, dass man interessiert ist an Kritik und Feedback. Das finde ich so wertvoll an diesem Projekt. Plötzlich erhält man viel mehr Feedback von verschiedenen Menschen in der täglichen Arbeit, weil sie wissen, dass man sich weiterentwickeln will.
Madlen: Wir haben viel in den Seminaren gelernt, aber das dann auch anzuwenden, liegt bei jeder Einzelnen. Für eine Beförderung müssen wir genauso durch ein Assessment Center wie unsere männlichen Kollegen. Aber wir lernen uns besser einzuschätzen und uns auch mehr zuzutrauen. Jump war für mich ein weiterer Push!
Vielen Dank für das Gespräch!
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Bildcredit: NürnbergMesse / Ralf Rödel