Messefotografie seit fünf Jahrzehnten: Die fünfzigjährige Geschichte der NürnbergMesse wird von Anfang an und bis heute vom Nürnberger Foto-Studio Bischof & Broel begleitet. Inhaber und Fotograf Manfred Gillert hat mit seinem Team ein fotografisches Gedächtnis der Messegesellschaft aufgebaut.
Bereits 1910 – und damit mehr als sechs Jahrzehnte vor der NürnbergMesse – wurde das Fotostudio von den namensgebenden Fotografen Carl Bischof und Theo Broel an der Bayreuther Straße in Nürnberg gegründet. Die große Aufbruchstimmung herrschte in den 1950er Jahren als sich neben Porträts auch Industrie-, Werbe- und Messefotografie zu wesentlichen Standbeinen des Studios entwickelten. Mit der staatlichen Lizenz für Luftaufnahmen etablierte Broel-Enkel Eugen Christmeier 1956 eine weitere Spezialfähigkeit. Bis heute dokumentiert Bischof & Broel die Entwicklung von Städten, Dörfern, Landschaften – und auch der NürnbergMesse – von oben. Ein Archiv von 250.000 Aufnahmen und unschätzbarem Wert.
Auch am Boden, bei der Messefotografie wurde von Anfang an in verschiedenen Blickwinkeln gedacht: Reportagen für Veranstalter, Messegeschehen für Aussteller und Standarchitekturaufnahmen für Messebauer. Das Messe-Engagement von Bischof & Broel begann Anfang der 1950er Jahre auf dem Berliner Platz für den „Nürnberger Bund“, die Spielwarenmesse und die Verbrauchermesse der AFAG, die damals noch „Einkaufstasche“ hieß (heute „Consumenta“). Keine Frage, dass die bewährten Messefotografen bei der Gründung der NürnbergMesse 1974 gesetzt waren, nun als Servicepartner mit eigenem Büro auf dem neuen Messegelände in Nürnberg-Langwasser.
Manfred Gillert, der 1969 als junger Lehrling bei Bischof & Broel begann und 1983 seine Meisterprüfung ablegte, gibt Einblicke, wie Messefotografie damals ablief: „Für Standaufnahmen mussten Stromanschlüsse gesucht und Kabel verlegt werden, jedes Kamerateam bestand aus vier Personen“. Filme wurden danach im Labor entwickelt, vergrößert und ausgeliefert – alles sehr zeitaufwändig. In Zeiten der Digitalfotografie, wo Bilder direkt nach der Aufnahme hochgeladen und verschickt werden, kaum vorstellbar.
Auch wenn der Takt schneller geworden ist in der Messefotografie, nimmt sich Bischof & Broel die Zeit, um die besonderen Messemomente aufzunehmen: „Wir fotografieren schon vor Messebeginn und bis nach Messeschluss, sodass wir oft zwölf bis 16 Stunden auf dem Gelände tätig sind“. Nicht selten verlassen die Fotografen als Letzte das Messegelände. Manfred Gillert erinnert sich, an ein Shooting am späten Abend. Als die letzten Aufnahmen geschossen wurden, war das Messegelände bereits abgesperrt. Über Versorgungsschächte schaffte es das Team nach langer Suche dann doch noch hinaus.
50 Jahre Messe bieten viel Platz für die eine oder andere Anekdote. Im Jahr 1984 sorgte der damalige Studio-Inhaber Eugen Christmeier dafür, dass das Licht ausging – ausgerechnet als der Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß im Saal Brüssel seine Eröffnungsrede zur IWA hielt. Christmeier hatte sich an die Wand gelehnt und war mit dem Rücken an den Lichtschalter gekommen. Glück im Unglück: Wenigstens das Podium blieb erleuchtet. Bei einem anderen Event machten sämtliche Sicherungen schlapp, als drei Fotografen-Teams gleichzeitig in einer Halle mit ihren Lampen das Stromnetz überlasteten – plötzlich waren alle Ausstellerstände ohne Strom. Wieder ein anderes Mal wurden leere Akkus einer Hebebühne den Fotografen selbst zum Verhängnis. Und so mussten sie bei Übersichtsaufnahmen hoch oben knapp unter dem Hallendach ausharren, länger als ihnen lieb war.
Was Manfred Gillert neben Anekdoten in 50 Jahren noch gut in Erinnerung ist, sind herausfordernde Veränderungen. Auf der einen Seite eine Messe, die am Standort Langwasser, aber auch weltweit, ständig wuchs. Daneben die technischen Anforderungen seiner Branche: Kurz nach der Jahrtausendwende – als er nach dem Ableben von Eugen Christmeier die Firma übernommen hatte – kam der große Umbruch von analoger zu digitaler Fotografie und damit verbundenen große Investitionen: in eine neue Kameraausrüstung, Computer und Seminarbesuche.
Nur eines hat sich bis heute nicht verändert und das ist die gute Zusammenarbeit mit der NürnbergMesse. Das Erfolgsrezept? Für Gillert ist es „der gegenseitige Respekt und dass bei Problemen immer Lösungen gefunden werden“.