„Alle haben mit dem erfolgreichen Restart im September 2021 neues Vertrauen in das Geschäftsmodell Messe gefasst“, sagt Peter Ottmann. Im Gespräch mit Verena Litz von den Nürnberger Nachrichten ziehen die beiden CEOs der NürnbergMesse Bilanz, freuen sich über den großen Sprung bei der Digitalisierung und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft.
Auch im dritten Jahr der Pandemie strahlen Peter Ottmann und Dr. Roland Fleck, CEOs der NürnbergMesse Group, Optimismus aus. Denn trotz deutlicher Einschnitte durch die Corona-Pandemie gibt es positive Entwicklungen. Im zweiten Corona-Jahr 2021 fällt der Verlust geringer aus als noch im Vorjahr, unter 50 Mio. Euro.
„Der Restart im Herbst im Messezentrum mit FACHPACK, it-sa, CONSOZIAL und RETRO CLASSICS BAVARIA hat da schon geholfen,“ so Dr. Roland Fleck. Abfedern konnte das Management die Bilanz zusätzlich durch die Senkung von Personal- und Sachkosten sowie die Kürzung von Investitionen: Die Liquidität des Unternehmens war und ist hingegen durchgehend gesichert, so der Messe-Geschäftsführer.
Unter den Tochtergesellschaften fallen besonders China – im Reich der Mitte gab es nahezu keine Corona-Zwangspause – sowie Griechenland (2021: schwarze Null!) positiv auf. Schwieriger ist die Lage in Brasilien und Indien, wo wegen der Pandemie erst im Herbst wieder Messen stattfinden konnten. Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg von internationalen Messen ist der Reiseverkehr. Restriktionen und die unterschiedliche Anerkennung der verschiedenen Impfstoffe, erschwerten das Reisen für Aussteller und Besucher von außerhalb Europas. Peter Ottmann wünscht sich daher, „dass wie in den USA auch bei uns die WHO-Liste die maßgebliche wäre, was internationale Geschäftsreisen angeht.“
„Diese Einschätzung stützen auch die Aussteller und Besucher in Nürnberg, Athen, Shanghai und São Paulo. Die gute Teilnahme an den Präsenzmessen sind für Dr. Roland Fleck deutliche Signale: „Es ist ein gutes Gefühl, dass sich die Kunden das Ende der Pandemie herbeisehnen, damit sie sich bei uns in den Hallen wieder treffen können. Nach den Restart-Erfahrungen sind wir ganz sicher, dass unser Geschäftsmodell die Pandemie überstehen wird.“
Gleichzeitig macht die NürnbergMesse einen großen Sprung beim Thema Digitalisierung: 2021 fanden zehn digitale Formate erfolgreich statt, die damit insgesamt 10 Prozent des Konzernumsatzes ausmachten. Im kommenden Jahr sollen mindestens sechs hybride Formate dazukommen. „Wir haben schon vor Corona entschieden, digital aufzubauen und das wurde natürlich in den zwei Pandemiejahren deutlich aufgestockt“, sagt Peter Ottmann, der für die Zukunft des Geschäftsmodells Messe drei Szenarien sieht: „Messen wie vor Corona, hybride Formate als Onsite-Events mit digitalen Strängen und schließlich Themenplattformen im Ganzjahresbetrieb mit regelmäßigen digitalen Formaten und einer Präsenzveranstaltung, wie es die NürnbergMesse mit „it-sa 365“ und myBeviale bereits praktiziert.
Betroffen von den Verschiebungen zahlreicher Veranstaltungen 2021 waren auch die beiden inländischen Tochtergesellschaften, der Messebau-Dienstleister Holtmann und der Cateringspezialist Lehrieder. Beide haben sich in der Krise auch neue Geschäftsfelder gesucht. So stellte Lehrieder in der Pandemie Personal für Test- und Impfzentren zur Verfügung. „Beide tun sich natürlich schwer, so Dr. Fleck, denn wenn Messen nicht stattfinden, gibt es auch keine Stände aufzubauen und keine Nachfrage für Essen und Getränke. Aber beide Firmen werden durch die Krise kommen, so der Messe-Geschäftsführer. „Nachdem sich das Messegeschehen in diesem Jahr auf die Sommermonate verdichten wird, brauchen wir dann natürlich sofort wieder leistungsfähige Standbauer und Caterer,“ so Peter Ottmann.
Stand Ende 2021 arbeiten 943 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit im Konzern der NürnbergMesse, 527 sind es am Standort Nürnberg. Im Vergleich zu 2019 sind das um 20% bzw. 10% weniger. „Das waren allerdings keine betriebsbedingten Kündigungen und es sind auch in Zukunft keine geplant“, sagt Dr. Roland Fleck, „denn das Geschäftsmodell Messe funktioniert und wenn die Inzidenzzahlen wieder sinken, müssen wir sofort handlungsfähig sein.“
Was Peter Ottmann an der Belegschaft beeindruckt, ist „auch im Jahr drei von Corona zu sehen, wie die Kolleginnen und Kollegen mit der Pandemie umgehen, welche Ideen sie entwickeln und auch umsetzen.“ Die Fluktuation (7 bis 8 %) ist gering, die Motivation bei den Mitarbeitenden weiterhin hoch. Das lässt auch die beiden Geschäftsführer optimistisch in die Zukunft blicken: „Wir werden bald schon wieder der Wirtschaftsmotor sein, der wir für die Metropolregion immer waren,“ so Dr. Roland Fleck.
Nach den Restart-Erfahrungen sind wir ganz sicher, dass unser Geschäftsmodell die Pandemie überstehen wird.
Bildrechte:
NürnbergMesse/Heiko Stahl