Für Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König ist die NürnbergMesse ein wichtiger Faktor für die Beliebt- und Belebtheit der Stadt. Im Interview spricht er über die Wechselwirkung zwischen Region, Messe und Wirtschaft und beleuchtet die Zahlen einer aktuellen ifo Studie.
Herr König, die ifo Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die NürnbergMesse in einem normalen Veranstaltungsjahr deutschlandweit Kaufkrafteffekte in Höhe von rund 1,93 Mrd. Euro generiert – 1,11 Mrd. Euro davon in der Metropolregion. Wie wichtig ist die NürnbergMesse als Wirtschaftsmotor für unsere Stadt?
Die NürnbergMesse ist ein sehr wichtiger Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor für unsere Stadt und für die Metropolregion Nürnberg. Einmal, weil sie mit rund 500 Mitarbeitenden am Standort Nürnberg ein großer Arbeitgeber ist. Zum anderen zählt sie zu den 15 größten Messegesellschaften der Welt. Damit macht sie Nürnberg zum Treffpunkt und Marktplatz für zentrale Branchen der internationalen Wirtschaft. Hier werden jedes Jahr Geschäfte und Investitionen ge- und beschlossen, die regional, national und international auch viele Tausend Arbeitsplätze in den Unternehmen sichern.
Und um diese Abschlüsse zu treffen, kommen auch in Zukunft wieder viele Messegäste nach Nürnberg. Sie übernachten hier, sie essen und trinken hier und sie nehmen auch Souvenirs mit nach Hause. Diese Kaufkraft ist für unseren Wirtschaftsstandort extrem wichtig. Und: Unsere Messegäste sind auch willkommene Botschafter für Nürnberg in ihren Heimatregionen und -ländern.
Durch die Corona-Pandemie und den Ausfall und Verschiebungen von Messen sind Kaufkrafteffekte in Höhe von 880 Mio. Euro pro Jahr allein in der Metropolregion Nürnberg verloren gegangen. Wie hat sich das für Sie in der Stadt bemerkbar gemacht?
Wir spüren Verschiebungen und Absagen von Messen zu allererst in den Übernachtungszahlen in den Hotels. Dort beträgt der Anteil an Geschäfts-, Kongress- und Messegästen bei den Übernachtungszahlen bis zu 70 Prozent. Als mit der Pandemie keine Messen und Kongresse stattfanden, spürten das die Hotel-Anbieter ganz enorm. Aber natürlich auch die Geschäfte und die Gastronomie, die seit 2020 große Umsatzeinbrüche hinnehmen müssen. 880 Millionen Euro ist eine gewaltige Summe. Wir sind daher froh, dass das Messegeschäft wieder gestartet ist!
„Nürnberg ohne Messe, das kann ich mir nicht vorstellen.“
Seit September 2021 finden wieder Messen in Nürnberg statt, im März startete das Messejahr 2022 mit EnforceTac und IWA Outdoor Classics. Wie haben Sie den Restart erlebt?
Erfreut und erleichtert. Es geht wieder los! Man sieht und erlebt wieder Geschäfts- und Messereisende in der Stadt. Ich freue mich auch für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NürnbergMesse, dass sie wieder loslegen können. Der Messebetrieb stand lange still, aber die NürnbergMesse stand ja nie wirklich still! Neue Messen konnten akquiriert, neue Beziehungen geknüpft, neue Formate entwickelt werden, die für das Messegeschäft in Nürnberg in Zukunft sehr wichtig sein werden.
Die NürnbergMesse entwickelt hybride und rein digitale Veranstaltungen. Auch der Nürnberger Stadtrat hat teilweise digital getagt. Worin liegt die Zukunft? Digital, vor Ort oder beides?
Wir alle sehnen uns doch wieder nach persönlichen Begegnungen. Digitale Konferenzen haben geholfen, in der Pandemie Kontakte aufrecht zu erhalten. Das war sehr wichtig. Wir haben alle, auch in der Nürnberger Stadtverwaltung, viel dazugelernt. Es gab einen enormen digitalen Schub, der so schnell und in diesem Ausmaß in „normalen“ Zeiten nie gekommen wäre.
Doch gerade die Messe – und hier hat Nürnberg eine Jahrhundert alte Tradition – lebt ganz stark vom persönlichen Austausch. Wenn es hilfreich ist, auf dem Messegelände künftig digitale Angebote in die Veranstaltungen zu integrieren oder auch Gäste aus dem Ausland zuzuschalten, ist das ein Zugewinn an Angebot und Service für die Kunden.
Laut der ifo Studie sind 890.000 Übernachtungen in Nürnberg pro Jahr auf Messegäste zurückzuführen. Abgesehen von den wirtschaftlichen Effekten – warum braucht Nürnberg die Messe?
Die Zahl der Übernachtungen – in normalen Zeiten – zeigt es ja schon: Messegäste sind, wie erwähnt, für unsere Beherbergungs- und Bewirtungsunternehmen sowie den Einzelhandel unerlässlich. Nürnberg ist aber auch eine internationale Stadt. Rund 170 Nationen leben in Nürnberg. Fast jeder zweite Bürger hat Migrationshintergrund. Wir leben den Austausch mit anderen Kulturen.
Messebesucher gehören zu den Gästen in Nürnberg, die unsere Stadtgesellschaft ebenfalls bereichern. Sei es, weil sie hier Geschäfte machen, oder, weil sie noch einmal privat mit ihren Familien wiederkommen, weil es ihnen hier so gut gefallen hat.
Und warum braucht die Messe Nürnberg? Was ist das besondere an unserer Messestadt?
Die Messe gehört einfach dazu! Nürnberg ohne Messe, das kann ich mir nicht vorstellen. Unsere Besonderheit? Wir sind äußerst gastfreundlich, wir haben eine wunderschöne Stadt, wir sind modern, Nürnberg bietet kurze Wege, wir sind für Messegäste aus aller Welt gut erreichbar – und wir haben einen außerordentlich attraktiven Messestandort. Das sind doch viele gute Argumente, zu Messen nach Nürnberg zu kommen, oder?
Vielen Dank für das Gespräch!
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Stadt Nürnberg