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Zukunft gestalten

Auf dem Weg zur nachhaltigen Messe

Vor einem Jahr hat sich die NürnbergMesse mit dem Nachhaltigkeitsexperten Prof. Matthias Fifka zusammengetan, um eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Messegesellschaft zu entwickeln. Im Interview blickt Prof. Fifka zurück auf bereits Erreichtes und gibt einen Ausblick auf die Nachhaltigkeitsziele.

Vor einem Jahr haben Sie sich mit der NürnbergMesse auf den Weg gemacht, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Was haben Sie damals vorgefunden?

Bei der NürnbergMesse war damals schon einiges passiert in Sachen Nachhaltigkeit. Allerdings waren die einzelnen Aktivitäten und Maßnahmen noch nicht übergeordnet strukturiert und lagen ausschließlich in den einzelnen Bereichen. Von daher war gar nicht bekannt, was schon alles gemacht wird. Das ist aufgrund der Vielfältigkeit des Themas ohnehin immer eine Herausforderung. Vorgefunden habe ich aber auch eine Geschäftsführung, die das Thema vorantreiben, und Mitarbeitende, die bei der Entwicklung der Strategie unbedingt dabei sein wollten. Ohne diese Basis, das kann ich aus Erfahrung sagen, geht es nicht.

Was waren die wichtigsten Schritte seitdem?

Als erstes haben wir unter der Federführung Tanja Rätsch, Referentin der Geschäftsführung, ein Nachhaltigkeitsteam ins Leben gerufen mit Mitgliedern aus allen Unternehmensbereichen. Diese cross-funktionale Zusammensetzung ist wichtig, weil Nachhaltigkeit zum einen alle Einheiten in einem Unternehmen betrifft; zum anderen, weil dadurch Koordination und Kooperation viel leichter werden. Im Anschluss daran haben wir eine Bestandsaufnahme und eine strategische Analyse gemacht zu den Fragen: Was ist schon vorhanden? Wo liegen die Stärken und Schwächen im Hinblick auf Nachhaltigkeit? Und welche Chancen und Risiken ergeben sich für die NürnbergMesse bei diesem Thema?

Wir haben auch den Wettbewerb unter die Lupe genommen und festgestellt, dass Nachhaltigkeit zumeist noch ein eher unbeackertes Feld in der Messelandschaft ist. Auf Basis unserer Analyse haben wir die wesentlichen Handlungsfelder definiert. Das ist unerlässlich, weil man beim „bunten Blumenstrauß“ Nachhaltigkeit nicht alles bearbeiten kann. Man muss die entscheidenden Themen identifizieren und für diese dann strategische Ziele bestimmen und herunterbrechen. Genau das haben wir gemeinsam getan.  

„Die Durchführung einer Messe hängt ja an sehr vielen unterschiedlichen Akteuren, auf die man nicht unbegrenzt Einfluss hat.“

Prof. Matthias Fifka

Was waren die besonderen Herausforderungen für eine Messegesellschaft?

Eine große Herausforderung liegt in der Natur des Messegeschäfts selbst. Die Durchführung einer Messe hängt ja an sehr vielen unterschiedlichen Akteuren, auf die man nicht unbegrenzt Einfluss hat. Daraus ergeben sich herausfordernde Fragen: Wieviel kann ich einem Aussteller abverlangen, etwa im Hinblick darauf, welche Materialien er für seinen Stand verwendet? Wieviel Einfluss habe ich auf ausgestellte Produkte oder Dienstleistungen?

Eine weitere Herausforderung liegt natürlich im Umfang des operativen Betriebs; große Hallen, ein weitreichendes Gelände. Wo tausende von Menschen zusammenkommen, bringt dies unweigerlich eine gewisse Belastung für die Umwelt mit sich, natürlich auch bedingt durch eine internationale Anreise in vielen Fällen.  

Prof. Dr. Matthias Fifka

Prof. Dr. Matthias Fifka, Vorstand des Instituts für Wirtschaftswissenschaft und Professor für Betriebswirtschaftslehre.

Welche Rolle spielt dabei der CO2-Fußabdruck?

Eine ganz wesentliche! Zunächst einmal ist der Klimawandel eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und erfährt dementsprechend viel politische und öffentliche Aufmerksamkeit. An diesem Thema kommt niemand vorbei, und ohne Emissionsreduktion wird es nicht gehen. Aufgrund des eben erwähnten Hallenbetriebs und der mit dem Messebesuch verbundenen Reisetätigkeit ergeben sich hier große Potenziale. Die NürnbergMesse hat hier mit den Hallen 3A und 3C, die energetische Meisterstücke sind, schon ein weltweites Zeichen gesetzt. Daran gilt es anzuknüpfen.

Völlig verkehrt wäre es, das Geschäftsmodell Messe per se als umweltfeindlich zu verurteilen, weil viele Menschen aus der ganzen Welt anreisen. Denn die Messe gibt ihnen die Möglichkeit, viele existierende und potenzielle Geschäftspartner an einem Ort zu treffen. Man stelle sich vor, dies würde in Einzelterminen erledigt werden. Da hätten wir eine Verzigfachung der Reiseaktivität. Natürlich bestehen hier auch digitale Möglichkeiten, welche die NürnbergMesse nutzt, etwa im Hinblick auf hybride Formate. Aber uns nur noch virtuell zu treffen, wird die Zukunft nicht sein. Das, glaube ich, haben wir nach zwei Jahren Pandemie nachhaltig festgestellt.

Foto FACHPACK Nachhaltigkeit

Auf den vielen internationalen Messen der NürnbergMesse rückt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus.

Wie kann die NürnbergMesse jetzt bereits Erreichtes sichtbar machen?

Das, was bereits passiert ist, kann sich durchaus sehen lassen und sollte deshalb auch entsprechend kommuniziert werden. Der erste Nachhaltigkeitsbericht als Teil des Geschäftsberichts ist ein gutes Medium. Aber auch die Website und soziale Medien sollten gezielter bespielt werden. Ebenso sollten spezifische Formate geschaffen werden, um Ausstellende und Besuchende zu informieren. 

Unerlässlich ist es, dass auch die Mitarbeitenden darüber informiert werden, was in ihrem Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit bereits alles passiert. Für die Mitarbeitenden bieten sich natürlich auch Townhall Meetings und Workshops an, die zudem den Vorteil haben, dass ich in ihnen nicht nur informieren kann, sondern sie auch einen Dialog zum Thema ermöglichen.

Welche nächsten Ziele hat sich das Nachhaltigkeitsteam gesetzt? Wie geht es weiter?

Jetzt geht es darum, das Momentum, das wir aufgebaut haben, mitzunehmen und die Menschen intern wie extern weiter einzubinden. Deshalb werden zunächst die internationalen Tochtergesellschaften stärker einbezogen. Bisher haben wir uns beim schrittweisen Vorgehen auf den Standort Nürnberg konzentriert. Zudem wollen wir den Stakeholder-Dialog ausbauen, um systematisch die externe Perspektive zu erfassen und die wesentlichen Handlungsfelder für die NürnbergMesse präziser zu bestimmen. Dies ermöglicht eine noch stärkere Verzahnung mit der Unternehmensstrategie.

Aber nicht nur strategisch, auch operativ gibt es neue Ziele. Ein gutes Management zeichnet sich auch durch Messbarkeit aus, weshalb wir das eingeführte Kennzahlen-Cockpit zur Steuerung ausdehnen werden. Und schließlich liegt ein großes Ziel darin, die Präsenz des Themas auf Veranstaltungen zu steigern. Denn welch bessere Plattformen für Nachhaltigkeit könnte es geben als die vielen internationalen Messen der NürnbergMesse?

Die Nachhaltigkeitsziele der NürnbergMesse im Online-Geschäftsbericht:

zum Geschäftsbericht

Maximilian Hensel
Online-Redaktion // Pressereferent Unternehmenskommunikation
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