Event-Catering trifft Nachhaltigkeit. Das gehört bei der naturlieben Küche von Lehrieder zum Selbstverständnis. Im Interview erklärt Geschäftsführerin Dr. Nadine Lehrieder, welche Facetten das umfasst.
Tausende Gäste des Messezentrums und nicht zuletzt die Mitarbeitenden der NürnbergMesse versorgt Lehrieder mit gesundem und leckerem Essen. Welche Facetten hat das Thema Nachhaltigkeit im Catering?
Nachhaltigkeit im Cateringbereich ist sehr facettenreich und vielschichtig: Wir sehen Nachhaltigkeit als Dreiklang aus ökologischer, sozialer und ökonomischer Verantwortung. Gelebter Umweltschutz ist mehr als die weitsichtige Auswahl von Produkten und geht über das Ende einer jeden Veranstaltung hinaus. So zieht sich unser Nachhaltigkeitsbestreben wie ein roter Faden durch unsere Unternehmensphilosophie. Wir wollen höchsten Ansprüchen gerecht werden und implementieren dieses Qualitätsdenken in alle Bereiche unseres Unternehmens, indem wir Führungskräfte und Mitarbeiter für Nachhaltigkeit begeistern und für eine verantwortungsvolle sowie offene Unternehmenskultur sensibilisieren.
Geht Event-Catering überhaupt nachhaltig? Und wo liegen die Herausforderungen?
Selbstverständlich! Unsere Kompetenz als Caterer liegt nicht nur in der Kreation raffinierter Speisen, sondern in der kompletten Konzeption und Organisation von Events. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, um zum nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen beizutragen und gesellschaftliche Integration zu fördern. Als Event-Caterer befinden wir uns zudem in der glücklichen Position, nicht nur ein großes Publikum, sondern auch unsere Partner, Lieferanten und Mitarbeiter ansprechen und für einen nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen sensibilisieren zu können.
Fragen, die wir uns dabei stellen, sind unter anderem: Woher beziehen wir unsere Produkte? Wie können wir deren Qualität gewährleisten? Auf welche Weise sind natürliche Ressourcen zu schonen? Welche Aspekte ergeben sich daraus für die Kooperation mit unseren Lieferanten? Und auf welche sozialen Belange sollten wir als Arbeitgeber achten?
Wie nachhaltig ist Lehrieder bereits?
Im Zuge unserer „Green Globe“-Zertifizierung als nachhaltiges Unternehmen bieten wir bereits seit 2011 auch umweltfreundliches Event-Catering in Form von „Green Meetings“ an.
Im alltäglichen Betrieb legen wir sehr großen Wert darauf, unseren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten und kontinuierlich zu reduzieren. Wir achten beispielsweise auf kurze, effiziente Wege, passen den Einsatz unserer Fahrzeuge immer an das tatsächliche Transportvolumen an und die Beladung erfolgt unter größtmöglicher, ökonomischer Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Ladeflächen. Soweit möglich, reisen unsere Servicekräfte außerdem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Veranstaltungsort an. Außerdem unterstützen wir den Einsatz von Fair-Trade-Produkten bei der Auswahl unserer Kaffeespezialitäten und tragen so zum globalen Fairplay bei. Nicht zuletzt deshalb haben wir unsere Treibhausgasemissionen erfassen lassen und gleichen diese seit dem Jahr 2018 durch das Unterstützen von verschiedenen Klimaschutzprojekten aus. Inzwischen sind wir auch seit 2019 Unterstützer der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima.
Wir sehen unsere Verantwortung neben der achtsamen Auswahl unserer Produkte darüber hinaus auch in einer zeitgemäßen und gleichberechtigten Personalstrukturierung: Traditionell besetzen wir unsere Führungspositionen mit einem hohen Frauenanteil. Und unser mehr als 20 Nationalitäten umfassendes Team sorgt sowohl vor als auch hinter den Kulissen für erfrischende Vielfalt.
Welche Rolle spielen regionale Produkte?
Regionalität geht für uns ganz klar mit nachhaltigem Handeln einher. Bei der Auswahl unserer Speisen bevorzugen wir regionale Produkte aus möglichst ökologischem Anbau. Das Motto ist einfach: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Deshalb beziehen wir einen Großteil unserer Rohstoffe von Erzeugern aus der Metropolregion Nürnberg.
Die Vorteile einer Nutzung regionaler Produkte liegen auf der Hand: Kurze Transportwege garantieren Frische sowie höchste Qualität der Speisen und erübrigen energieaufwändige Zwischenlagerungen. Gesichert wird gleichzeitig die Existenz der ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe – und somit ein hohes Maß an Transparenz. Selbstverständlich richten wir unser Speisenangebot gleichzeitig auf saisonal erhältliches Obst und Gemüse aus. All das fassen wir seit einiger Zeit auch unter unseren Dachbegriff „naturliebe Küche“, welcher unter anderem für saisonale, regionale und Produkte aus biologischem Anbau stehen soll.
Welchen Stellenwert hat gesundes und nachhaltiges Essen für das Wohlergehen der Mitarbeitenden?
Einen sehr hohen Stellenwert, denn zuerst einmal sind regionale Lebensmittel meist gesünder: Obst und Gemüse aus Übersee wird unreif geerntet und teilweise sogar mit Chemikalien behandelt, was nachweislich gesundheitsschädigend ist. Regionale und saisonale Produkte dagegen können ausreifen, und weisen so einen deutlich höheren Vital- und Nährstoffgehalt aus. Zudem schmecken sie aromatischer. Darüber hinaus bringt der Verzehr von gesunden Speisen auch einen psychologischen Aspekt mit sich – getreu dem Sprichwort „Du bist was du isst“. Vor allem in dieser schnelllebigen und anonymen Zeit, in der wir leben, wächst das Gefühl nach Zugehörigkeit. Regionale Produkte schaffen es, uns genau dieses Wir-Gefühl zu vermitteln. Dieser Vorteil wird von den Mitarbeitern vielleicht sogar am schnellsten verspürt und wirkt damit am Stärksten.
Welche Lösungen haben Sie beim Thema „food waste“?
Das Thema „food waste“ beginnt für uns bereits in der Veranstaltungsplanung und damit einhergehend im Einkauf. Die Mengenkalkulation ist hier essenziell und legt den Grundstein zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.
Wir sammeln anfallende Speisereste und lassen sie von einer Fachfirma entsorgen. Verwertbarer Biomüll wird im Nachlauf über eine Biomüllgasanlage verwertet. Als Tochtergesellschaft der NürnbergMesse verfügen wir über einen Standort auf dem Messegelände und somit über Kapazitäten zur kategorischen Mülltrennung. Durch den Einsatz einer Müllpresse sparen wir Kosten wie auch Abfallvolumen ein, was die Umwelt zusätzlich entlastet.
Darüber hinaus achten wir darauf, den Einsatz von Einwegutensilien zu reduzieren und die Verwendung von Glas- und Holzgefäßen sowie ökologischem Geschirr aus nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus, Holz und Palmblättern zu intensivieren. Für den Kaffee „to go“ wurde mit dem „Ökocup“ eine nachhaltige Mehrweg-Lösung eingeführt.
Welche Ziele haben Sie sich bei Lehrieder gesetzt?
Um die Nachhaltigkeitsbestrebungen weiter voranzutreiben wurde dieses Jahr der Schwerpunkt auf das Thema „Vermeidung von Lebensmittelverschwendung“ gelegt. Dabei wird betrachtet, wie Lebensmittelverschwendung von Beginn an vermieden werden kann.
Startschuss bildet die Zusammenarbeit mit der Firma SPRK. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, überschüssige Ware noch an den Endverbraucher zu bringen. SPRK legt dabei auch einen besonderen Fokus darauf, Lebensmittelverschwendung bereits am Anfang und in der Mitte der Lebensmittellieferkette zu vermeiden.